Kinder, die gut schlafen – ein Segen für die ganze Familie!

Es widerspricht wohl niemand, wenn ich behaupte, dass Kinder, die regelmässig gut schlafen, ausgeglichener, gesünder und fröhlicher sind als diejenigen, die den Schlaf nicht richtig finden. Als Vater von zwei kleinen Jungen und als Mediziner interessiert mich der Schlaf von Kindern ganz besonders. Es würde mich freuen, wenn die folgenden Tipps und Informationen möglichst vielen gestressten Eltern und Kindern helfen würde, einen gesunden Schlaf zu finden.

 

Wieso schlafen?

Den ganzen Tag über sind wir einer Vielzahl von Eindrücken ausgesetzt. Besonders Kinder nehmen alles um sich herum wie ein Schwamm auf. Nicht nur Muskeln werden müde, wenn sie gebraucht werden, auch das Gehirn. So ist es nur logisch, dass Körper und Geist täglich ihre Erholungsphase brauchen.

Erinnern sie sich, als sie das letzte Mal eine neue Arbeitsstelle angetreten haben? Sie sind wahrscheinlich mit unzähligen Neuheiten überflutet worden, die Sie möglichst korrekt abspeichern wollten, um am neuen Arbeitsort Erfolg zu haben. Am Abend eines solchen Tages ist man dann so richtig müde – nicht unbedingt körperlich – aber geistig. Für Kinder ist ein ganz normaler Tag so aufregend, wie für uns der erste Arbeitstag! Entsprechend brauchen sie auch längere Schlafphasen als wir Erwachsene. Während des Schlafes werden die neuen Eindrücke sortiert, bewertet, gespeichert, aber auch aktiv vergessen. Das Vorgehen erinnert an das Aufräumen eines Kinderzimmers nachdem die Nachbarskinder zusammen mit den eigenen Kindern das perfekte Chaos hinterlassen haben. Um am nächsten Tag wieder für das Spielen bereit zu sein, muss zuerst aufgeräumt werden.

 

Sensibler Schlafrhythmus

Das menschliche Gehirn hat einen sensiblen Wach-Schlaf-Rhythmus. Dieser stellt sich umso besser ein, je häufiger und gleichmässiger zur gleichen Tages- und Nachtzeit zu Bett gegangen wird. Kinder, die immer etwa zur gleichen Zeit schlafen gehen, haben es erfahrungsgemäss einfacher den Schlaf zu finden und auch durchzuschlafen. Gerät der Schlafrhythmus durcheinander, sind die Kinder unausgeglichener, müde, schlafen eventuell vermehrt zwischendurch und bringen die Schlaf-Wach-Phasen zusätzlich durcheinander. Eltern sind also alles andere als egoistisch, wenn sie ihre Kinder regelmässig um 8 Uhr ins Bett bringen, im Gegenteil: sie tun ihren Kindern etwas zuliebe!

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Ich bin nicht müde!

Unsere Jungs sind nie müde! Die Augen können nur noch unter grössten Anstrengungen offengehalten werden, doch fragt man bei ihnen nach, ob sie müde seien und zu Bett gehen möchten, wird dies vehement verneint. Wieso auch schlafen? Man könnte ja etwas Spannendes verpassen! Also versuchen wir es mit der Auflistung der Aktivitäten vom nächsten Tag und der Erklärung, dass es für so viele spannende Dinge notwendig ist, wach und fit zu sein. Zugegeben, das funktioniert nicht immer. Den Blick nach vorne zu richten lenkt den Fokus jedoch unweigerlich vom Jetzt-Zustand ab und hilft loszulassen. Genauso wichtig erscheinen mir eingespielte Rituale vor dem zu Bett gehen.

 

Rituale vor dem Schlafen gehen

Die Badezimmer-Tour ist nicht nur wegen der Hygiene wichtig. Saubere Zähne sind sicher die beste Prophylaxe für gesunde Zähne. Ein sauberes Gesicht und vor allem mit Seife gewaschene Hände riechen nicht nur besser, sie vermeiden auch, dass die zu Tausenden über den Tag gesammelten Bakterien und Viren sich über Nacht vermehren und über die Schleimhäute von Mund und Nase in das Respirations-System eindringen. Eine leere Blase (ich werde nie verstehen, weshalb Kinder nicht auf die Toilette gehen wollen …) hilft, indem die Druck-Rezeptoren in der Blasenwand entlastet sind und keine Reize mehr abgeben. Es versteht sich von selbst, dass eine leere Blase auch mehr Kapazität hat, um Urin zu sammeln und über die ganze Nacht «durchzuhalten».

Die Gutenacht-Geschichte ist auch nicht zu unterschätzen: Sie erlaubt dem Kind, in seine eigene Traumwelt einzutauchen. Dies ist etwas, dass der Fernseher nicht leisten kann. Über die Vielzahl von Reizen wird es dem Kind geradezu verunmöglicht, eigene Phantasien aufzubauen. Dementsprechend fehlt nicht nur das Abtauchen in die beruhigende eigene Welt, vielmehr muss das Gesehene verarbeitet werden, was das Gehirn aktiviert anstatt es zu beruhigen.

Auch ein Schlaflied oder Schlafgebet hilft, sich zu beruhigen und langsam in den Schlafmodus überzugehen. Zusätzlich können Sie natürlich eine Vielzahl individueller Rituale einbauen. Ich denke da zum Beispiel an das Kuscheltier, das spezielle Kissen, das Schlaflicht oder ein Duft – zum Beispiel ätherische Öle, wie sie von Silena angeboten werden. Lassen Sie Ihr Kind die Tropfen selber auf den Duftstein geben, ist das ein weiteres befriedigendes Ritual, das es zusätzlich zur Wirkung der ätherischen Öle unterstützt, den Schlaf zu finden.

Führen die Eltern die beschriebenen Abläufe vor dem Schlafen regelmässig durch, so prägen sie sich langsam in das Unterbewusstsein ihres Kindes ein. Die Rituale führen dann dazu, dass das «zu Bett gehen» zum normalen Tagesablauf gehört und das Gehirn sich auf das Schlafen vorbereitet.

 

Schlafklima

Auch das Schlafklima spielt eine wichtige Rolle beim Ein- und Durchschlafen. Niemand schläft gerne in einem Raum, in dem es nach abgestandener Luft riecht. Vor allem stickige oder insgesamt zu warme Zimmer sind einem guten Schlaf abträglich. Es empfiehlt sich daher, das Kinderzimmer gut zu lüften und wenn möglich, das Fenster etwas geöffnet zu lassen. Zusätzlich hilft es, wenn Ihr Kind in frischer und nicht zu warmer Kleidung schläft.

Es gibt wohl tausende von Tipps und Tricks rund um das Schlafen, aber sicherlich kein Patentrezept. Es freut mich immer sehr, wenn einige meiner Tipps meinen Patientinnen und ihren Kindern helfen, einen gesunden und ruhigen Schlaf zu finden – oftmals ein Segen für die ganze Familie.

Dr. med. Niklaus Lang
FMH Gynäkologie und Geburtshilfe